"Lernen ist Erfahrung. Alles andere ist einfach nur Information."
- Adil Jilali
- 13. Apr. 2016
- 2 Min. Lesezeit
Luftikus, Halludrian, Tagträumer - das wird mir oft nachgesagt. Von den Euphemisten in meinem Freundeskreis wiederum "Visionär und Querdenker". Die Wahrheit wird irgendwo dazwischen liegen. In jedem Fall bin ich immer wieder erstaunt, welche Probleme sich selbst intelligente Mitmenschen selbst bereiten. Mein aus Marokko stammender Vater bringt oft das Beispiel, dass ein marokkanisches Kind vll. öfter ein Glas aus Versehen vom Esstisch haut - aber es dann auch öfter auffängt als ein "rein" französisches / deutsches / britisches Kind. Vielleicht steckt da ein Funken Wahrheit drin: Wer mehr riskiert und Fehler macht, auch weil er weniger behütet aufwächst, kommt auch öfter in ungewohnte, neue Situationen und erwartet das Unerwartete.
Vll fehlt "westlichen" Kids wirklich ein wenig Kreativität und Flexibilität, weil sie überbehütet werden. Und ihnen der bilinguale Input fehlt - tatsächlich gelten zweisprachig aufwachsende Kinder als kreativer und flexibler im Denken. (Im selben Artikel werden auch Studien rezitiert, die belegen, dass Alzheimer 4.3 Jahre später beginnt, wenn man bilingual aufwächst!) Keine Sorge, das war es an Werbung für eduka.
Zurück zur Bildungsfrage: Wie entsteht Kreativität? Sir Kent Robinson vertritt seit Jahren die These, "that our children get educated out of creativity." Wie können wir die nächste Generation ausbilden für einen Arbeitsmarkt, den wir selbst noch nicht einschätzen können? Das aktuelle Bildungssystem ist im Grunde 200 Jahre alt und war zwar damals eine große Revolution, ist aber in vielerlei Hinsicht antiquiert: Kinder nach Alter zu kategorisieren und sie um 8 h morgens in die Schule und dann von Fach zu Fach zu scheuchen, ihnen einen festen Stundenplan mitzugeben und getrennt voneinander einzeln nach Noten ein Weiterkommen zu "erlauben", ist nicht wirklich kompatibel mit den Bedürfnissen eines Kindes und den Anforderungen an eine Gesellschaft im Jahrhundert der Globalisierung und Digitalisierung. Für mehr Infos unbedingt ins unterhaltsame und anschauliche Video klicken:
Dabei gibt es erfolreiche Modelle für eine bessere Lernumgebung: Ricardo Semler mit seinen escolares lumiar oder Finnland, das Schulfächer im herkömmlichen Sinne abschaffte. Die Einsicht, dass Information allein nicht mehr viel Wert hat im Zeitalter von google & wikipedia, wird hoffentlich auch bald von anderen Gesellschaften gewonnen und - viel wichtiger - zur Reformation des der Bildungspolitik führen. Die Herausforderung ist es, abstraktes, kreatives Denken zu fördern und eine natürliche und flexible Lernumgebung zu schaffen unabhängig von alten Denkmustern und "Labels" wie Geschlecht und Alter.
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